Eine Trauung am Berggipfel. Auch das ist natürlich möglich, schrieb ich ganz locker in einem Blogartikel . Was das aber wirklich für mich als Freie Rednerin bedeutet, war mir nicht wirklich klar.
Kurze Zeit später bekam ich tatsächlich eine Anfrage von einem Brautpaar. In einer sehr persönlichen und herzlichen E-Mail schrieben sie mir von ihrem Wunsch. Eine Freie Trauung zu zweit am Traunstein. Sie dachten sich, ich wäre ganz sportlich, da ich ja schon einmal in Norwegen weitwandern war.
„Was für eine besondere Location“, war mein erster Gedanke.
Am Gipfelkreuz vom Traunstein eine Freie Trauung zu begleiten. Ich war sofort Feuer und Flamme! Diese Euphorie wurde aber etwas gebremst, als ich meinem Mann davon erzählte. Mit Gondel, Seilbahn oder Ähnlichem kommt man nämlich nicht auf diesen Berg. Der Traunstein kann also nur zu Fuß erklommen werden und dies ist nicht ganz ungefährlich. Immer wieder stürzen Wanderer am Traunstein ab. Alleine wollte er mich daher auf keinen Fall den Traunstein besteigen lassen. Zum Glück ist mein Schwiegerpapa sehr bergerfahren und ich konnte ihn schnell davon überzeugen, mich bei dieser besonderen Trauung zu begleiten. Und so schickte ich dem Brautpaar – zwei Bräute – mein Angebot zu.
Nach einem lockeren, ehrlichen und lustigen Kennenlernen war für die beiden klar, dass ich ihre Trauung begleiten darf. Zum Glück schlossen sie auch gleich meinen Schwiegerpapa ins Herz, denn ohne ihn als meinen Bergguide hätte ich mir dieses Bergabenteuer nicht vorstellen können.
Am Tag der Trauung ging es um 04:45 Uhr mit meinem Schwiegerpapa mit dem Auto Richtung Gmunden. Um 06:30 starteten wir unseren Aufstieg über den Mair Alm Steig. Mit motivierender Musik in einem meiner Ohren gingen wir langsam und in Ruhe los. Beim Aufstieg wurden wir immer wieder mit einem traumhaften Ausblick belohnt. Nach einigen Pausen und vier Stunden reiner Gehzeit, erreichten wir das Traunsteinhaus der Naturfreunde . Ich konnte es nicht fassen, wir haben es geschafft. Glücklich, stolz und etwas k.o., gönnten sich mein Schwiegerpapa und ich ein Bier. Nun warteten wir noch auf das Brautpaar, die auch einige Zeit später das Traunsteinhaus erreichten.
Um 17 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Gipfel. Beim 45-minütigen Einzug, von der Hütte bis zum Gipfel, in Tracht und Bergschuhen, begegneten uns überraschte Wanderer und Gämse. Ein Stück entfernt vom Gipfelkreuz stand ein kleines Bankerl, perfekt für das Brautpaar, mit grandiosem Ausblick. Es war eine ganz besondere Atmosphäre – nur eine sehr gute Freundin und mein Schwiegerpapa als Gäste, Berge mit Abendsonne und ein herzliches Brautpaar. Dies hat mich selbst so berührt, dass während der Trauung auch bei mir die ein oder andere Träne floss. Ein Moment, der für mich unvergessen bleibt. Der Auszug – vom Gipfelkreuz zum Traunsteinhaus – erfolgte bei Sonnenuntergang.
5. Die Location – das Traunsteinhaus der Naturfreunde
Angekommen am Traunsteinhaus haben wir bei einem wunderschönen Abendrot mit dem Brautpaar angestoßen. Bei einem gemeinsamen Essen haben wir das ganze Bergabenteuer Revue passieren lassen. Roman, der Hüttenwirt und sein Koch, haben uns kulinarisch verwöhnt.
Am nächsten Morgen haben wir uns den Sonnenaufgang natürlich nicht entgehen lassen. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit dem Brautpaar ging es mit meinem Schwiegerpapa wieder runter vom Berg. Der Abstieg hatte es noch einmal in sich, aber verlief zum Glück auch unfallfrei.
Ich bin dankbar, dass ich diese Trauung am Gipfel begleiten durfte. Ein Abenteuer voller Höhen und auch persönlichen Tiefen, die ich nie vergessen werde und durch die ich nun eine ganz besondere Verbindung zu den zwei Bräuten habe.
Alles, wirklich alles ist möglich!
Eure Simone Nussbaumer
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Bei so einer Trauung am Berggipfel, ist nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Wetter ein Unsicherheitsfaktor. Klar war, wir wollten uns nicht gefährden und auf keinen Fall bei Schlechtwetter auf den Traunstein wandern. Daher haben wir uns alle fünf Tage freigehalten. An zwei dieser Tage musste das Wetter einfach beständig sein. Einige Tage bevor das Abenteuer los gehen sollte, hatte ich die Wetter-App ständig im Blick. Fast stündlich änderten sich die Prognosen und damit stieg auch meine Unruhe. Schlussendlich legten wir die Tage für den Auf- und Abstieg fest. Am Abend des Aufstiegs würde dann die Trauung stattfinden. Statt meiner Rednertasche und meinem Mikrofon packte ich meinen Rucksack. „Warum bist Du so nervös? Es ist ja nicht Deine erste Trauung“, fragte mich meine Freundin am Abend, bevor das Bergabenteuer los ging. Ja, da hatte sie Recht. Ich war auch nicht wegen der Trauung an sich aufgeregt, da ich mich gut vorbereitet habe. Viel mehr geisterte mir der Aufstieg auf den Traunstein durch den Kopf – schaffe ich es körperlich, komme ich an meine Grenzen?!