Ein Interview mit Heike Probst
Heike, wie real ist es, dass KI eine fundierte Ausbildung überflüssig macht?
Immer wieder höre ich, dass Menschen Google bemühen und danach denken: „Wir sind fertige Redner!“. Mit der Nutzung von K.I. wird aus meiner Sicht die Verlockung noch größer, auf eine Ausbildung zu verzichten, oder sich schlanken Angeboten anzuvertrauen. Denn was uns die KI an Ergebnissen auf unsere Suche ausgibt, ist nicht einfach ein Text auf irgendeiner Website, von dem nur 1/3 für uns relevant ist. Ich kann mich inzwischen mit KI unterhalten und es wirkt beinahe, als würde mir ein Mensch eine passgenaue Antwort geben.
Wo stößt KI an ihre Grenzen?
Es fehlt deutlich an menschlicher Erfahrung konkret im Redner-Beruf, die den Unterschied macht. Ich war früher Unternehmensberaterin, habe auf Kongressen gesprochen, Workshops gehalten, beinahe täglich präsentiert. Wie ich jedoch Eltern begegne, die gerade ihr 2-jähriges Kind verloren haben, davon hatte ich einfach keine Ahnung. Aus meiner Erfahrung gibt das Internet keine konkrete 1:1 Anleitung dazu, wie ich ein intensives Gespräch mit einem Hochzeitspaar führe, bei dem das Paar schon im Gespräch berührt ist und seine Beziehung neu erlebt.
Oder, wie ich einer Witwe begegne, die gerade nach 60 Jahren Ehe ihren Mann verloren hat. Hier gibt es immer nur grobe Anhaltspunkte, aber nichts, was mich konkret an die Hand nimmt.
KI kann uns ganz viele Antworten und Tipps geben. Die Fehler, aus denen wir beispielsweise bei der letzten Trauerfeier gelernt haben, stehen jedoch noch nicht im Netz. In der Ausbildung teile ich genau diese Lernerfahrungen, damit andere davon profitieren können.
Ist ein Gespräch mit Hochzeitspaaren, Eltern und Angehörigen nicht ein standardisiertes Verfahren?
Wer denkt, dass Fragebögen ausreichen, um Menschen in ihrer Persönlichkeit oder in ihrer Beziehung zu erfassen, den kann ich sogar ein Stückweit verstehen. Wir leben in einer Welt, die uns suggeriert: „Nur diese 5 Fragen und Du meisterst jedes Gespräch.“ Ich muss jedoch verstehen, wie das Gespräch in Gänze funktioniert. Wie erreiche ich Tiefe? Wie komme ich zum Kern einer Persönlichkeit und sehe nicht nur das, was jeder nach fünf Minuten aus einem kurzen Kennenlernen erkennen würde.
Die Stärke guter Redner*innen, liegt im Ergründen der Details. Aus Antworten in einem echten Gespräch, ergeben sich oft neue Fragen, an die wir sonst nie gedacht hätten. Ein Fragebogen verhindert die Möglichkeit, sensibel nachzufragen, unser Verständnis zu überprüfen und weitere Details herauszufinden. Somit blieben wir immer an der Oberfläche und werden dem Menschen nicht gerecht.
Was können richtig gute Redner*innen leisten, was KI nicht kann?
KI ist sehr stark in Themen, die die Logik ansprechen oder auf reinen Strukturen basieren. Ein Aspekt unserer Arbeit ist das Redeschreiben und hier wird sich KI sicherlich ständig verbessern.
Was KI derzeit nicht abbilden kann, ist das Zwischenmenschliche. Das, was man weniger analysiert, sondern spürt. Sie kann die individuelle Art, mit der wir Menschen im Gespräch begegnen, nicht ersetzen.
Nur wir selbst können Themen, die uns antreiben – unsere persönliche Botschaften – aus vollster Überzeugung formulieren und den Menschen etwas mitgeben, was sie wirklich berührt. Und genau hier beginnen sich Redner und Rednerinnen von sehr guten Rednern und Rednerinnen zu unterscheiden.
„Um Details zu ergründen müssen wir in die Tiefe gehen. Und genau diese Tiefe finden wir nicht einfach im Internet. Aber das Internet ist nun mal die Basis für die Antworten, die uns K.I. gibt.“
– Heike Probst –
Was aber, wenn gelebte Expertise und Praxiserfahrung irgendwann ihren Weg als Datengrundlage ihren Weg ins Internet finden?
Selbst dann wird KI nicht in der Lage sein, uns in Echtzeit richtig reagieren zu lassen. Wir sind als Redner und Rednerinnen ein Ganzes. Wir sind die, die im Gespräch spüren, was es braucht. Wir sind die, die sich in der Tiefe mit Menschen beschäftigen. Wir sind die, die mit ihrer Persönlichkeit Atmosphäre schaffen.
Und wir sind die, die auf einer Zeremonie stehen und genau spüren und sehen, was es jetzt in diesem Moment braucht. Da kann es auch mal sein, dass wir spontan andere Worte wählen als jene, die auf dem Blatt Papier stehen.
Ein Fazit
Menschen, die uns beauftragen, vertrauen uns ihre ganz persönlichen Lebensgeschichten an. Sie entscheiden sich für uns, weil wir sie mit unserer Persönlichkeit überzeugen und sie Vertrauen in unsere menschliche Kompetenz setzen. Es ist diese Kompetenz, die uns befähigt, Menschen mit individuellen Worten zu beschenken. Wer dieser Verantwortung professionell begegnen möchte, verlässt sich in seiner Ausbildung lieber auf die gelebte Expertise und Praxiserfahrung ausgebildeter Redner*innen.
Was Dir KI nicht geben kann...
- Gelebte, persönlichen Erfahrungen und Umgang mit herausfordernden Situationen seit 2005
- Persönliche Reden schreiben, gleichzeitig strukturiert und damit effizient arbeiten, ohne jedes Mal bei Null anfangen zu müssen
- Kenntnisse über Zeremonien, Abläufen, Gesprächsführung, Themen wie Marketing und Stimmbildung und wichtige Aspekte der Selbständigkeit
- Bedürfnisse erkennen und situativ souverän im Gespräch und in der Zeremonie reagieren
- Lernen, Deine Stärken zu entdecken und Deine Persönlichkeit für den Beruf des Freien Redners zu nutzen
- Menschen sensibel durch den Prozess begleiten
- Wertvolle, individuelle Botschaften vermitteln
- Auch „heiße Eisen” in Deinen Reden sensibel und respektvoll thematisieren
- Beitrag erschienen am:
Heike Probst
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